Leseprobe „Das Toupet des Grauens oder Muss es wirklich Edgar Wallace sein?“

Das Vervielfältigen des Textes, auch auszugsweise, ist NICHT gestattet

1. Akt/1. Szene

Ein Wohnzimmer. Die Möbel sind zur Seite geschoben. In der Mitte der freien Fläche steht eine Truhe. Eine Frau beugt sich darüber und sucht etwas.

Lina Reimann (als Lady Brackerly)

Jeden Schrank und jede Schublade habe ich durchsucht. Jetzt kann es nur noch hier sein. (Lina wühlt weiter und stößt einen erfreuten kleinen Schrei aus.) Da ist es! Onkel Jeremys Testament. Jetzt wird sich zeigen, wer das Vermögen und Schloss Whitehill erbt.

Im Türspalt erscheint eine Hand mit einer Pistole. Ein Schuss. Die Frau fällt und bleibt neben der Truhe liegen.

1. Akt/2. Szene

Auftritt Eduardo von Holzenbichler.

Eduardo von Holzenbichler (Eduardo kommt aus einer Ecke des Zimmers. In einer Hand hält er ein Textbuch, mit der anderen Hand rauft er sich theatralisch die Haare.)

Nein! Nein! Nein! So geht das nicht! Du bist eine englische Lady. Eine englische Lady fällt nicht um wie ein nasser Sack. Sie stirbt! Stilvoll! So, wie das der Altmeister des Krimis immer beschrieben hat. STIL-VOLL!

Lina Reimann (als Lady Brackerly) (Lina steht langsam auf und wischt sich den Staub von den Knien.)

Kannst du mir verraten, wie ich stilvoll sterben soll, wenn ich nie weiß, wann der Schuss fällt? Alle fünf Minuten rennt mein Mörder aufs Klo!

1. Akt/3. Szene

Auftritt Sebastian Moppenmöller.

Sebastian hält in einer Hand eine Pistole, mit der anderen Hand fummelt er an seinem Gürtel herum.

Sebastian Moppenmöller

Als ob ich mir die Blasenschwäche ausgesucht habe! Das ist ein ernstzunehmendes medizinisches Problem, über das sich niemand lustig machen muss. (Sebastian benimmt sich plötzlich wie eine Diva.) In meinen Augen ist es übrigens völliger Blödsinn, Edgar modern inszenieren zu wollen. Allein der Titel! Völlig daneben, wenn ihr mich fragt.

Eduardo von Holzenbichler

Dich fragt aber niemand, mein Lieber. Das ist meine Inszenierung und mein Beitrag zum diesjährigen Theaterfestival. Ich bin mir sicher, dass es auch mein künstlerischer Durchbruch sein wird.

Lina Reimann

Ein finanzieller Durchbruch wäre besser. Vielleicht würde dann die Miete für einen richtigen Probenraum rausspringen.

1. Akt/4. Szene

Auftritt Regina Müller. (Regina trägt ein Tablett mit einer Kaffee-/Thermoskanne und Tassen. Mit einem Knall stellt sie alles ab. Sie ist wütend.)

Regina Müller

Lina, kannst du mir verraten, was dir an meinem Wohnzimmer nicht gefällt? Du solltest dankbar sein, dass du in dem Stück überhaupt mitspielen darfst. Wäre es nach mir gegangen, hättest du es nicht einmal bis zum Vorsprechen geschafft.

Lina Reimann

Es ging aber nicht nach dir. (Lina streicht sich provozierend-lasziv über die Hüften.) Um meine Qualitäten, auch die schauspielerischen, zu beurteilen, muss ein Profi ran. (Lina geht provozierend einen Schritt auf Regina zu.) Und eine abgetakelte Provinzbühnen-Fregatte ist für mich kein Profi. Bestenfalls eine Professionelle.

Regina Müller (Regina stürzt sich auf Lina und zieht sie an den Haaren.)

Ich werde dir zeigen, wozu die abgetakelte Fregatte in der Lage ist!

Sebastian Moppenmöller

Ich muss schon wieder.

Abgang Sebastian.

Eduardo von Holzenbichler

Schluss! (Eduardo trennt die beiden Frauen.) Was ist denn in euch gefahren?

Lina Reimann (Lina zeigt auf Regina.)

Die hat…

Eduardo von Holzenbichler

Schluss! Ich will nichts mehr hören!

Regina Müller

Aber…

Eduardo von Holzenbichler

Das gilt auch für dich!

Regina Müller

Warte, bis wir allein sind! Du kannst dich schon mal darauf einstellen, die nächsten Nächte auf der Couch zu verbringen.

Eduardo von Holzenbichler

Sehr gern sogar! Vielleicht kann ich dann schlafen und muss mir nicht die ganze Nacht deine sogenannten künstlerischen Ideen anhören.

Türklingel.

Regina Müller

Ich mache auf. Mein Gott, ich bin ja schon froh, wenn ich dein Gesicht ein paar Sekunden nicht sehen muss. (Regina geht zur Tür und öffnet.) Dicke Luft!

1. Akt/5. Szene

Auftritt Lars Nieberger.

Eduardo von Holzenbichler

Ah, der Herr Nieberger ist auch schon da. Welch eine Ehre für uns. Ich hoffe für dich, dass du eine plausible Erklärung für dein Schon-wieder-Zuspätkommen hast.

Lars Nieberger

Ich habe bis vor ein paar Minuten gearbeitet.

Regina Müller

Was ist für dich denn Arbeit? Regale auffüllen? Zeitungen austragen? Oder alte Damen zum Arzt begleiten?

Lars Nieberger

Was geht es dich an, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene? Es gibt Leute, die müssen Miete zahlen.

Eduardo von Holzenbichler

Im Grunde genommen ist es mir egal, was andere außerhalb der Bühne tun und lassen, solange sie ihren Text beherrschen und pünktlich sind! Was hat dich diesmal von Letzterem abgehalten?

Lars Nieberger

Regale auffüllen!

Regina Müller (Regina lacht hysterisch auf.)

Regale auffüllen!

1. Akt/6. Szene

Auftritt Sebastian Moppenmöller.

Regina Müller

Meine Güte, du siehst aus wie deine eigene Leiche.

Sebastian Moppenmöller

Als ob ich mit der Blasenentzündung nicht schon genug Rennerei habe. Jetzt habe ich auch noch Durchfall.

Sebastian schwankt zum Sofa, lässt sich mit leidendem Gesichtsausdruck darauf fallen und seufzt.

Lars geht zu Lina und flüstert ihr etwas ins Ohr, misstrauisch beobachtet von Eduardo und Regina.

Lina Reimann

Wirklich? Ist das wirklich wahr?

Lars Nieberger

Ja.

Eduardo von Holzenbichler

Dürften wir vielleicht auch erfahren, was wahr ist? Oder ist das euer kleines Geheimnis?

Regina Müller

Lars und Lina haben ein Geheimnis. Lars und Lina. Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass das wie der Titel eines Comics klingt? Lars und Lina. Oder wie einer Lachnummer.

Lina Reimann

Lars und Lina? Noch besser klingt Lars, Lina und Regina. Und da Regina übersetzt Königin heißt… Nun, wer ist wohl die Königin aller Lachnummern?

Bevor der Streit eskaliert, greift Eduardo ein.

Eduardo von Holzenbichler

Schluss! Wir proben weiter. Bitte alle auf ihre Positionen. Sebastian, auch du! Oder musst du vorher noch mal aufs Klo, bevor du Lady Brackerly erschießt?

Sebastian Moppenmöller

Ja, hack doch immer auf mir herum. Alle dürfen machen, was sie wollen und niemand sagt etwas. Nur ich muss mich für alles rechtfertigen.

Eduardo von Holzenbichler

Jetzt lass aber die Kirche im Dorf, Moppenmöller! In meinem Ensemble sind alle gleich.

Sebastian Moppenmöller

Bis auf die, die gleicher sind. Lars und Lina! Worüber habt ihr denn vorhin getuschelt? Ich denke, wir haben keine Geheimnisse voreinander?

Lars Nieberger

Das ist kein Geheimnis, sondern eine Überraschung.

Lina Reimann

Sag es ihnen.

Lars Nieberger

Also gut. Mein neuer Nebenjob-Chef interessiert sich sehr für Kunst.

Regina Müller

Wie schön für ihn! Malt er? Oder hat er womöglich sogar schon mal eine Theatervorstellung besucht?

Lars Nieberger

Ja und ja.

Regina Müller

Meine Güte, wer sich heutzutage alles als Kunstkenner bezeichnet. Eine Komödie, aufgeführt von Hobbyschauspielern im Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr oder Malen nach Zahlen kann man wohl kaum als Kunst…

Eduardo von Holzenbichler (Eduardo fällt seiner Frau zornig ist Wort.)

Regina! Lass Lars gefälligst ausreden!

Lars Nieberger

Wie schon gesagt, interessiert sich mein Nebenjob-Chef sehr für Kunst. Aber er interessiert sich nicht nur dafür, sondern er unterstützt und fördert auch.

Plötzlich hat Lars die Aufmerksamkeit der ganzen Truppe.

Lars Nieberger

Ich habe ihm eher beiläufig erzählt, dass wir einen Krimi-Klassiker modern inszenieren. Dabei stellte sich heraus, dass Doktor Weißgerber ein großer Bewunderer des englischen Autors ist.

Sebastian Moppenmöller

Weißgerber? Alexander Weißgerber?

Lars Nieberger

Ja. Kennst du ihn?

Sebastian Moppenmöller

Wer kennt ihn nicht? Doktor Alexander Weißgerber, Geschäftsführer der Reformhauskette Mit Kräutersaft zu Lebenskraft. Mensch, wenn der wirklich bei uns einsteigt, dann kriegen wir bestimmt Rabatt auf die Reformhausprodukte. Die Abführmittel und Mittel gegen Durchfall gehen ganz schön ins Geld.

Regina Müller

Du kaufst die Sachen im Reformhaus?

Sebastian Moppenmöller

Natürlich. Glaubst du etwa, ich stopfe Chemie in mich rein? Mein Körper und Geist bekommen nur Bio.

Lars Nieberger

Wollt ihr die Neuigkeiten nun hören oder euch weiter über Sebastians Verdauungstrakt unterhalten?

Eduardo von Holzenbichler

Wir hören!

Lars Nieberger

Doktor Weißgerber hat angeboten, die Inszenierung zu finanzieren. Konkret, die Miete für einen Probenraum, die Requisiten, die Kostüme, die Werbung und unsere Gagen.

Regina Müller

Hat er schon gesagt, mit wieviel Prozent er an den Einnahmen beteiligt werden will?

Lars Nieberger

Will er gar nicht. Er braucht kein Geld. Ihm liegt es vielmehr am Herzen, Talente zu fördern.

Regina Müller

Bestimmt hat er mich als Julia in der Westwind-Story gesehen.

Sebastian Moppenmöller

Als ob es wieder einmal nur um dich geht. Ich glaube, Lars hat das Wort Talent benutzt, und da bist du ja schon mal außen vor.

Regina Müller

Das sagt ausgerechnet jemand, dessen größte Begabung es ist, seinen Darm zu pflegen. Aber das passt ja bei dir alles zusammen, egal, was du machst: Es kommt nur Scheiß dabei raus!

Eduardo von Holzenbichler

Ihr benehmt euch schlimmer wie Kinder. Macht so weiter, und ihr spielt im nächsten Stück ein Liebespaar.

Diese Drohung hilft. Beide geben nach.

Sebastian Moppenmöller

Ich habe es nicht so gemeint.

Regina Müller

Ich auch nicht.

Lars Nieberger

Kann ich weitererzählen?

Alle

Ja.

Lars Nieberger

Allerdings stellt Doktor Weißgerber eine Bedingung.

Eduardo von Holzenbichler

Was für eine Bedingung?

Lars Nieberger

Das wird er euch selbst erklären.

Regina Müller

Kommt er etwa hierher?

Lars Nieberger

Ja. Er hat jetzt eine Besprechung, aber danach kommt er.

Regina Müller (Regina reagiert hysterisch und sieht sich im Wohnzimmer um.)

ER! KOMMT! HIERHER! Unser Mäzen! Meine Güte, wie sieht es hier aus? Was soll dieser Doktor Weißdings denn von mir denken? Dass ich eine schlechte Hausfrau bin? (Regina rennt zum Fenster und betrachtet sich in der Fensterscheibe.) Und wie sehe ich denn überhaupt aus?

Lina Reimann

Du passt perfekt zu deiner Wohnung!

Eduardo von Holzenbichler

Ruhe! Der Mann kommt nicht hierher, um Staub zu wischen, sondern, um uns Kohle zu geben. Doch bis er hier ist, proben wir weiter! Ohne Widerrede! Die Szene von eben noch einmal von Anfang an!

Allgemeines Stöhne des Ensembles.

1. Akt/7. Szene

Eduardo von Holzenbichler (Eduardo überhört das Gemecker und gibt Regieanweisungen.)

Lady Brackerly steht gedankenverloren am Fenster. Lina, bitte!

Lina stellt sich an das Fenster und starrt hinaus.

Eduardo von Holzenbichler

Die Haushälterin kommt lautlos herein. Als sie sieht, dass Lady Brackerly mit dem Rücken zu ihr steht, holt sie aus ihrer Tasche eine kleine Flasche und träufelt etwas in die Tasse Tee, die sie in der Hand hält. Ruhe! Lina! Regina! Action!

Regina Müller (als Hausdame Klara Kinowski)

Ihr Tee, Mylady.

Lina Reimann (als Lady Brackerly) (Lina zuckt zusammen.)

Sie haben mich erschreckt.

Regina Müller (als Hausdame Klara Kinowski)

Bitte verzeihen Sie. Das lag keineswegs in meiner Absicht.

Lina Reimann (als Lady Brackerly)

Ist der Tee bio? Und fair gehandelt?

Regina Müller (als Hausdame Klara Kinowski)

Selbstverständlich, Mylady.

Lina Reimann (als Lady Brackerly)

Bitte unterlassen Sie diese Anrede. Noch ist nicht entschieden, ob ich das Vermögen von Onkel Jeremy und den Adelstitel erbe.

Regina Müller (als Hausdame Klara Kinowski)

Demnach haben My… Sie noch kein Testament gefunden?

Lina Reimann (als Lady Brackerly)

Nein, bisher nicht. Sagen Sie, Miss Kinoswki, Sie haben doch meinen Onkel besser gekannt als jeder andere Mensch.

Regina Müller (als Hausdame Klara Kinowski)

Nun, wir hatten in der Tat einen sehr vertrauten Umgang.

Lina Reimann (als Lady Brackerly)

Wo hätte mein Onkel etwas versteckt, was er selbst unbedingt jederzeit hätte wiederfinden müssen?

Regina Müller (als Hausdame Klara Kinowski)

Ihr Onkel war ein Mann, der anderen gern Rätsel auf- und sich selbst mit kleinen Geheimnissen umgab. Er hätte Wichtiges dort versteckt, wo es niemand vermutet: vor aller Augen.

Beide blicken auf die Truhe.

Lina Reimann (als Lady Brackerly)

Sie meinen…?

Regina Müller (als Hausdame Klara Kinowski)

Ich habe lediglich angedeutet, welche Vorlieben Ihr Herr Onkel hatte.

Lina Reimann (als Lady Brackerly)

Hm… Danke, Miss Kinowski. Ich brauche Sie heute nicht mehr. Sie können gehen.

Regina Müller (als Hausdame Klara Kinowski)

Sehr wohl, Mylady.

Abgang Regina.

Lina schafft es, mit gespielter Anstrengung den Deckel der Truhe zu öffnen. Sie beugt sich darüber und sucht.

Lina Reimann (als Lady Brackerly)

Jeden Schrank und jede Schublade habe ich durchsucht. Jetzt kann es nur noch hier sein. (Lina wühlt weiter und stößt einen erfreuten kleinen Schrei aus.) Da ist es! Onkel Jeremys Testament. Jetzt wird sich zeigen, wer das Vermögen und Schloss Whitehill erbt.

Im Türspalt erscheint eine Hand mit einer Pistole.

Sebastian Moppenmöller (off)

Aufpassen, Lina! Ich erschieße dich jetzt!   

Eduardo von Holzenbichler

Nein! Nein! Nein! So geht das wirklich nicht! Sebastian, du sollst doch nicht sagen, wann du schießt wegen des Überraschungseffektes! Und du Lina, du sollst nicht andauernd gucken, wann Sebastian schießt.

                                                                   1. Akt/8. Szene

Auftritt Regina Müller.

Regina Müller

Ich habe ja von Anfang an gesagt, dass sich Lina nicht für die Rolle der Lady eignet.

Lina Reimann

Das denkst du! Weißt du eigentlich, dass du die Rolle der Hausdame nur bekommen hast, weil du vierundzwanzig Stunden am Tag mit einem sauertöpfisch-blasierten Gesicht herumläufst und du dich deshalb für die Rolle nicht verstellen musst.

Sebastian Moppenmöller (Sebastian reagiert hysterisch.)

Aufhören! Sofort aufhören!

Alle sehen Sebastian verwundert an.

Sebastian Moppenmöller

Eure dauernden Streitereien gehen mir auf die Nerven. (Sebastian presst die Hände auf seinen Bauch.) Und nicht nur auf die.

Eiliger Abgang Sebastian.

Türklingel.

Eduardo von Holzenbichler

Regina, hättest du vielleicht die Güte, die Tür zu öffnen?

Regina Müller

Ich?

Lina Reimann

Ja. Weil es nämlich deine Wohnung ist und du sowieso die Putzfrau, also eine Bedienstete, spielst.

Regina Müller

Ich SPIELE keine Putzfrau!

Lars Nieberger

Du BIST aber auch keine!

Regina Müller

Ich bin eine Hausdame. Mit Betonung auf Dame.

Türklingel

Eduardo von Holzenbichler

Öffnet jetzt endlich mal jemand diese verdammte Tür?

Lina Reimann

Ich gehe.

2. Akt/1. Szene

Auftritt Doktor Alexander Weißgerber und Sandra Herbong. Alle Ensemblemitglieder außer Sebastian kommen nach und nach heran.

Dr. Alexander Weißgerber

Einen wunderschönen guten Tag. Ich hatte schon befürchtet, dass mich…

Sandra Herbong

Uns!

Dr. Alexander Weißgerber

… dass UNS niemand reinlassen will.

Eduardo von Holzenbichler

Nein, nein, wir alle waren nur so in unsere Probe vertieft, dass wir die Klingel nicht gleich gehört haben. Darf ich fragen, mit wem ich…

Regina Müller

Wir!

Eduardo von Holzenbichler

… mit wem WIR das Vergnügen haben?

Dr. Alexander Weißgerber

Oh, Verzeihung. Ich habe mich…

Sandra Herbong

Uns!

Dr. Alexander Weißgerber

… UNS ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Doktor Alexander Weißgerber, und diese bezaubernde junge Dame hört auf den überaus klangvollen und filmabspann- und theaterprogrammtauglichen Namen Sandra Herbong.

Sandra Herbong

Aber Alexander nennt mich meistens Sahnebonbon. Verstehen Sie? San von Sandra und Bong von Herbong. Sahnebonbon. (Sandra kichert affektiert.)

Regina Müller (Regina geht zu Alexander und reicht ihm die Hand)

Es freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin die Dame des Hauses. Regina Müller.

Sandra Herbong (Sandra sieht hilfesuchend Alexander an.)

Hat Lars nicht gesagt, dieser Regisseur heißt von Holzenbichler?

Regina Müller

Das ist richtig. Müller heißen wir nur im richtigen…

Lars Nieberger

… im spießbürgerlichen

Regina Müller

Leben.

Eduardo von Holzenbichler

Sie müssen zugeben, dass Holzenbichler in der Theater- und Filmwelt doch viel aufregender klingt als Müller.

Alexander Weißgeber

Da stimme ich Ihnen zu. Sie werden sich sicher fragen, was der Grund meines Besuches…

Sandra Herbong

Unseres!

Alexander Weißgerber

… was der Grund UNSERES Besuches ist.

Alle

Ja. – Auf jeden Fall. – Aber sicher doch!

Alexander Weißgeber

Ich habe gehört, dass Ihre Inszenierung einer kleinen finanziellen Aufmunterung bedarf.

Eduardo von Holzenbichler

Ich weiß ja nicht, was Lars Ihnen alles erzählt hat, aber Sie sollten wissen, dass er manchmal zu Übertreibungen neigt. Schauspieler eben!

Lars Nieberger

Eduardo! Hast du nicht selbst gesagt….

Regina Müller

Lars! Halt jetzt einfach mal den Mund! Was soll denn Doktor Weißgerber von uns denken?

Alexander Weißgerber

Nun, ich denke, dass wir eben ein paar wundervolle Menschen kennengelernt haben, die wir…

Sandra Herbong

Ich!

Alexander Weißgerber

Du, Sandra? Entschuldige, aber wovon…

Sandra Herbong

Nein, nicht ich. Du!

Alexander Weißgeber

Aber das habe ich doch gesagt.

Sandra Herbong

Nein. Du hast wir gesagt. Es muss aber jetzt richtig heißen ich!

Alexander Weißgerber

Du bringst mich ganz durcheinander!

Sandra Herbong

Tue ich das nicht immer?

Alexander Weißgerber

Ja. Nein. Nicht jetzt. Wo war ich stehengeblieben?

Regina Müller

Sie sagten:  Nun, ich denke, dass ich eben ein paar wundervolle Menschen kennengelernt habe, die wir…

Alexander Weißgerber

Ach ja! Nun, ich denke, dass wir eben ein paar wundervolle Menschen kennengelernt haben, die ICH…

Sandra Herbong

Geht doch!

Alexander Weißgerber

… bei ihrer bemerkenswerten Arbeit unterstützen möchte.

Lina Reimann

Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen, Doktor Weißgerber.

Sandra Herbong (Sandra stößt Alexander an.)

Jetzt sage es ihnen endlich. (drohend) Oder…

Alexander Weißgeber

Ja, mein Sahnebonbon. Herr von Holzenbichler, wie ich bereits mehrfach erwähnte, bin ich gern bereit, Ihr Projekt zu fördern.

Sandra Herbong

Mach schon!

Alexander Weißgerber

Wenn ich ihr Vorhaben finanziell (Die Theaterleute stoßen sich verstohlen gegenseitig an und nicken begeistert.) unterstütze, dann nur, weil ich einer jungen und sehr talentierten Nachwuchsschauspielerin die Möglichkeit geben möchte, Bühnenerfahrung an der Seite von geübten Darstellern zu sammeln.

Eduardo von Holzenbichler

Ich verstehe.

Regina Müller

Ich nicht.

Lina Reimann

Dann solltest du gut zuhören.

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